“Vereine gründen und erfolgreich führen” von Wolfgang Pfeffer und Michael Röcken

Gle­ich zu Beginn dieses Recht­srat­ge­bers machen die Autoren Wolf­gang Pfef­fer und Michael Röck­en deut­lich: Deutsch­lands Gesellschaft ist bunt und vielfältig. Dank ihrer zahlre­ichen Vere­ine und deren engagierten Mitgliedern.

„Denn der Vere­in und sein satzungsmäßiges Leben ist prak­tizierte Demokratie im Kleinen.“ - Seite 4

Damit die Vere­in­sar­beit den oft nicht juris­tisch aus­ge­bilde­ten Vorstän­den und Mit­gliedern rechtssich­er gelingt, sind jedoch gewisse Rechtsken­nt­nisse unent­behrlich. Diese ver­ständlich und anschaulich zu ver­mit­teln, ist Anliegen des kom­pak­ten Rechtsratgebers.

Die Struk­tur des Rat­ge­bers gliedert sich zunächst sehr über­sichtlich und arbeit­et sich vom All­ge­meinen zum Beson­deren vor. Beson­ders schön finde ich, dass die Autoren zunächst ein­mal die wichtig­sten Begriffe des Vere­in­srechts sowie die dahin­ter­ste­hen­den Rechtsvorschriften auf­greifen und erläutern. Es wird deut­lich, wo die Unter­schiede zwis­chen dem einge­tra­ge­nen und dem nicht einge­tra­ge­nen Vere­in, dem Ide­alvere­in und dem wirtschaftlichen Vere­in liegen oder wann etwa eine Delegierten­ver­samm­lung die Mit­gliederver­samm­lung erset­zt. Die Beherrschung dieses Vok­ab­u­lars ist der erste wichtige Schritt, der auf dem Weg zur Vere­ins­grün­dung und ‑leitung zu gehen ist.

Im Weit­eren wid­met der Rat­ge­ber den Eckpfeil­ern der Vere­ins­grün­dung sowie den Vor- und Nachteilen ein­er Ein­tra­gung in das Vere­in­sreg­is­ter viel Raum. Er legt umfassend dar, welche Kon­se­quen­zen eine Ein­tra­gung in das Vere­in­sreg­is­ter hat, wie die Ein­tra­gung zu vol­lziehen ist, welche Kosten dabei entste­hen und vor allem gibt er prak­tis­che Hin­weise darauf, wann eine solche Vere­in­sreg­is­tere­in­tra­gung sin­nvoll ist und wann eher nicht. In diesem Zusam­men­hang kommt auch die Frage nach ein­er etwaigen Gemein­nützigkeit des Vere­ins nicht zu kurz. Deren Voraus­set­zun­gen wer­den aus­führlich und ver­ständlich mit lebendi­gen Beispie­len beschrieben.

Beson­ders gefall­en hat mir der darauf auf­bauende und sehr umfan­gre­iche Abschnitt zur Gestal­tung der Vere­inssatzung. Hier gehen die Autoren auf alle wichti­gen Punk­te ein, die man bei der Erstel­lung ein­er Vere­inssatzung beacht­en muss und geben hil­fre­iche For­mulierungs­beispiele. Sie gehen ver­schiedene Sit­u­a­tio­nen durch und bieten für diese jew­eils eine beispiel­hafte For­mulierung an. Auch befind­en sich im Anhang zwei Muster­satzun­gen sowie eine Check­liste für den notwendi­gen Satzungsinhalt.

Es fol­gen Aus­führun­gen zu den Recht­en und Pflicht­en der Mit­glieder sowie des Vere­insvor­standes, bevor abschließend auf Haf­tungs­fra­gen und steuer­rechtliche The­men einge­gan­gen wird. Ins­beson­dere der Abschnitt zum Steuer­recht ist knapp gehal­ten und deckt sicher­lich nicht alle Fra­gen ab, die sich im Rah­men ein­er Steuer­erk­lärung für den Vere­in stellen kön­nen. Hier gibt der Rat­ge­ber nur einen kleinen Überblick, der eine erle­ichterte Kom­mu­nika­tion mit dem Finan­zamt und / oder dem Steuer­ber­ater ermöglicht. Eine tiefer­ge­hende Darstel­lung auf­grund der Kom­plex­ität der Materie wohl kaum möglich und für das Ver­ständ­nis des Lesers wenig förder­lich, sodass die Autoren hier eine gute Lösung gefun­den haben.

Beson­ders überzeu­gen kann der Rat­ge­ber durch seine über­sichtliche Gestal­tung, die sich durch zahlre­iche prax­is­na­he Beispiele, struk­turi­erte Check­lis­ten und präg­nante Stich­punk­te ausze­ich­net. Die Muster­texte im Anhang geben eine wertvolle Hil­festel­lung bei der Vere­ins­grün­dung oder auch nur der Über­ar­beitung und Anpas­sung der eige­nen Vere­inssatzung, obgle­ich sie eine fach­liche Beratung natür­lich nicht zu erset­zen vermögen.

Ich kon­nte für mich per­sön­lich aus­ge­sprochen viele Erken­nt­nisse für meine eigene Arbeit als Vor­standsmit­glied eines gemein­nützi­gen Vere­ines mit­nehmen und muss geste­hen, dass sich mir viele Struk­turen erst nach Lek­türe des Rat­ge­bers so richtig erschlossen haben. Für mich war dieser Rat­ge­ber daher durch­weg eine große Bere­icherung und wird mir in Zukun­ft als kom­pak­tes Nach­schlagew­erk dienen!

Allerd­ings habe ich auch eine juris­tis­che Vor­bil­dung und bere­its mein erstes juris­tis­ches Staat­sex­a­m­en absolviert. Inwieweit der Rat­ge­ber geeignet ist, auch dem juris­tis­chen Laien die Recht­slage ver­ständlich darzule­gen, ver­mag ich daher nicht abschließend zu beurteilen. An der einen oder anderen Stelle hat­te ich aber schon das Gefühl, dass juris­tis­che Fach­be­griffe mit zu großer Selb­stver­ständlichkeit und ohne weit­er­führende Erläuterung ver­wen­det wer­den. Hier wäre ein Glos­sar dur­chaus hil­fre­ich. Auch hät­ten die entsprechen­den §§ häu­figer hinzu zitiert wer­den kön­nen. Dies ist jedoch Kri­tik auf hohem Niveau, da es den Autoren grund­sät­zlich sehr schön gelingt, die The­matik span­nend und ver­ständlich aufzubereiten.

Faz­it

Ins­ge­samt möchte ich diesen Rat­ge­ber gern an all jene empfehlen, die einen Vere­in grün­den möcht­en oder bere­its in einem Vere­insvor­stand aktiv sind, da er ein für die Vere­in­sar­beit unab­d­ing­bares Grund­ver­ständ­nis schafft!


Vere­ine grün­den und erfol­gre­ich führen

Wolf­gang Pef­fer | Michael Röcken

13. Auflage 2017

dtv Ver­lag | 304 Seit­en | Taschenbuch

ISBN 978–3‑423–50789‑9 | 14,90 Euro

Katharina

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